Ich bin überzeugt, dass es beim nüchtern werden vor allem darum geht, sich selbst zu akzeptieren – genauso, wie man ist. Doch ich möchte noch einen Schritt weitergehen: Es geht darum, sich selbst zu lieben!
Jeder Mensch trägt sein eigenes „Gepäck“ mit sich herum. Da sind die schönen Dinge, die wir wie wertvolle Schätze bewahren. Und da sind die weniger schönen Dinge, die wir lieber verstecken möchten. Manche von uns schaffen das besser, andere weniger, und wir alle entwickeln Strategien, damit umzugehen. Meine Strategie, die unschönen Aspekte zu verbergen, war die „Vernebelung“ durch Alkohol. Ich habe meine Probleme „weggetrunken“. Während des Rausches fühlte ich mich frei und unbeschwert – bis zum bösen Erwachen mit der sprichwörtlichen Ernüchterung.
Über 30 Jahre lang habe ich getrunken. Doch am 4. November 2021 habe ich den Schritt aus dem Nebel gewagt. Seitdem bin ich nüchtern – und ich liebe mein neues Leben. Das soll nicht heißen, dass alles einfach war. Die erste Zeit der Nüchternheit war hart. Sehr hart. Die Probleme, die ich zuvor im Alkohol ertränkt hatte, waren natürlich immer noch da. Sie tauchten regelmäßig auf, und ich musste mich ihnen stellen. Doch nüchtern wurde mir klar, dass viele dieser Probleme mit meiner Einstellung zu mir selbst zusammenhingen. Und ich erkannte auch: Es gibt Dinge, die ich nicht ändern kann.
Die einzige Lösung war, diese Dinge zu akzeptieren. Schritt für Schritt lernte ich, dass all diese Aspekte – die positiven wie die negativen – mich als Ganzes ausmachen.
Drei Jahre nach meinem Entschluss kann ich sagen, dass diese Erkenntnis mein Leben verändert hat. Doch Akzeptanz war erst der Anfang. Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben – mit all meinen Facetten. Und diese Liebe wächst bis heute.
Das Beste kommt zum Schluss: Was man liebt, das schützt man. Jeden Tag sehe ich nun einen Menschen im Spiegel, auf den ich stolz bin.
Und auf diesen Menschen passe ich gut auf.